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Geschichte

Dr. Engelbert Wulf, Seelsorger an der Strafanstalt und Lehrer am Gymnasium Antonianum in Vechta, gab in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts den entscheidenden Impuls zur Einrichtung eines Krankenhauses in Vechta. Bis dahin existierte für ein Einzugsgebiet von rund 12.000 Menschen lediglich eine Pflegestätte für Aussätzige vor den Toren der Stadt. Für die Ausführung des Unternehmens wurde im April 1850 ein Komitee von zwölf Mitgliedern gewählt. Es gab erhebliche finanzielle Probleme, nicht zuletzt, weil die Großherzogliche Regierung in Oldenburg jede Unterstützung für das aus ihrer Sicht aussichtslose Projekt verweigerte. Erst ein durch Dr. Wulf initiierter Spendenaufruf des Bischofs Johann Georg von Münster erbrachte einen soliden finanziellen Grundstock für das Vorhaben.

Das Mutterhaus in Münster entsandte schließlich am 7. November 1851 die Schwestern Anna und Emilia zur Krankenpflege nach Vechta. Da es zu diesem Zeitpunkt jedoch noch kein Krankenhausgebäude gab wurden ein Haus an der Großen Straße und zwei weitere Stuben angemietet, in denen die beiden Schwestern in überaus bescheidener Einrichtung am 8. November mit dem Pflegedienst beginnen konnten. Das war der Gründungstag des Marienhospitals. Der erste Patient kam einige Tage später aus der Gemeinde Goldenstedt.

Als Gärten genutzte Flächen außerhalb der Bebauung bildeten schließlich den endgültigen Standort auf dem das erste Hospital 1852 errichtet wurde – und auf dem sich bis heute das St. Marienhospital befindet. Am 1. Mai 1853 war das Haus bezugsfertig und wurde kirchlich eingeweiht: Für rund 30 Patienten standen vier große und vier kleine Zimmer, ein Operations- und ein Badezimmer zur Verfügung.

1860 bis 1870 waren bereits fünf Schwestern im Krankenhaus tätig, 1901 waren es neun, zu Beginn des Ersten Weltkrieges fünfzehn Klemensschwestern. 1885 wurde der erste Erweiterungsbau eingeweiht, 1893 der zweite in Betrieb genommen. Das Hauptgebäude wurde nach Westen hin verlängert, eine Kapelle integriert. 1910 wurde ein Waschhaus errichtet, 1911 folgten eine Leichenhalle, ein Röntgenzimmer, eine Kapelle mit Sakristei und sieben Krankenzimmer, 1912 der Neubau einer Isolierabteilung.

Nachdem das St. Marienhospital im Ersten Weltkrieg als Reservelazarett genutzt wurde, konnten Renovierungen sowie erneute Erweiterungen folgen: Ein neues Altenheim mit 27 Betten, eine Hals-, Nasen-, Ohrenabteilung und eine Männerstation. Im Zweiten Weltkrieg kurze Zeit von der Wehrmacht beschlagnahmt, wurden hier gegen Ende des Krieges nahezu ununterbrochen Verwundete operiert – Soldaten ebenso wie Flüchtlinge.

Aus einem reinen Belegkrankenhaus war das Marienhospital inzwischen zum Krankenhaus mit drei Hauptabteilungen geworden: der Chirurgie, der Inneren Medizin sowie der Gynäkologie und Geburtshilfe. Hinzu kamen Belegabteilungen für Kinder- und Augenerkrankungen, die Hals-, Nasen-, Ohrenabteilung und die Orthopädie. Außerdem wurden eine Hauptabteilung Anästhesie und eine Intensivstation eingerichtet. Diese Entwicklung machte 1950 Erweiterungen notwendig. In den 60er Jahren wurden ein Schwesternwohnheim, eine Krankenpflegeschule, ein technischer- und ein 39-Betten-Trakt gebaut. Die bisher als Belegabteilung geführte Kinderstation formte sich zur Hauptabteilung. 1984 wurde ein weiterer Anbau, die neue Kinderabteilung, in Betrieb genommen. Im Jubiläumsjahr 2001 waren mittlerweile inklusive der Aushilfen und der Krankenpflegeschüler rund 730 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, darunter 57 Ärzte und etwa 300 Angehörige des Pflegepersonals.

Das St. Marienhospital in Vechta war zu jeder Zeit nicht nur segensreich für die Stadt und die Region. Die Gründung war außerdem das Vorbild für eine Reihe anderer Krankenhäuser im Oldenburger Münsterland.